- Choralbearbeitung
- Cho|ral|be|ar|bei|tung 〈[ko-] f. 20; Mus.〉 mehrstimmiges Musikstück, dem ein Choral zugrunde liegt
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Choralbearbeitung[k-], eine mehrstimmige Komposition, der eine Choralmelodie zugrunde liegt; im engeren Sinn ein Tonsatz über die Weise eines protestantischen Kirchenlieds.In der katholischen Kirchenmusik steht seit den Organa der Notre-Dame-Schule die mehrstimmige Bearbeitung der gregorianischen Gesänge der Messe im Mittelpunkt der Choralbearbeitung. Im Anschluss an die Reformation schrieben deutsche Kantoren (J. Walther, H. L. Hassler, M. Praetorius) eine Fülle von Choralbearbeitungen zu liturgischen Zwecken, deren Satzart die Tradition des deutschen Tenorliedes fortführt. Daneben trat im 17. Jahrhundert die Choralbearbeitung für Orgel; sie diente als Vorspiel oder zum wechselweisen Musizieren mit Chor oder Gemeinde (S. Scheidt, J. Pachelbel, D. Buxtehude, G. Böhm). Im Werk J. S. Bachs gelangten die historisch angebahnten Typen zu mustergültiger Ausprägung: die einfache Harmonisierung im vierstimmigen Satz; der figurierte Choral mit freien oder imitierenden Stimmen neben der Choralmelodie; die Choralfuge in fugierter Durchführung der Einzelzeilen oder in einer freien Fuge über den Choral als Cantus firmus; die mehrsätzige Choralkantate über sämtliche Strophen eines Liedes; als rein instrumentale Gattungen der Orgelchoral, der die Melodie in der Oberstimme einmal zur Darstellung bringt, die Choralvariation und die Choralfantasie. Von den Wiener Klassikern selten gepflegt (W. A. Mozart, »Maurer. Trauermusik«, »Die Zauberflöte«) und auch späterhin nur bei einzelnen Komponisten anzutreffen (J. Brahms, v. a. M. Reger), gelangte die Gattung im 20. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Orgelbewegung wieder zu breiter Entfaltung.F. Blume: Gesch. der ev. Kirchenmusik (21965);Gesch. der kath. Kirchenmusik, hg. v. K. G. Fellerer, 2 Bde. (1972-76).* * *
Cho|ral|be|ar|bei|tung, die (Musik): vokale od. instrumentale Bearbeitung der Melodie eines Chorals.
Universal-Lexikon. 2012.